BFD-Sprecherin in einer Abstimmung.
Tausche Schulbank gegen Forschung:

Désirees FWJ im Krankenhaus

Desiree beim FWJ im KrankenhausDer perfekte Startpunkt

Ein Freiwilligendienst ist oft der perfekte Startpunkt nach der Schule, um sich zu orientieren und wertvolle Lebenserfahrung zu sammeln. Für Désiree, geboren 2004, war der Weg nach dem Abitur in Bonn klar: Sie wollte ganz bewusst ein Jahr etwas anderes machen.

Ihre Entscheidung fiel auf ein Freiwilliges Wissenschaftliches Jahr (FWJ) in Hannover.

Das FWJ ist eine Unterkategorie des Bundesfreiwilligendienstes (BFD), bei dem der Fokus auf wissenschaftlicher Arbeit und einem eigenen Projekt liegt.

"Ich wollte ganz bewusst ein Jahr etwas anderes machen… Mir war es wichtig, nicht von einer Bildungsinstitution in die nächste zu wechseln."
Die Kombination aus sozialen Aspekten und der Möglichkeit, erste Erfahrungen in der Forschung zu sammeln, reizte Désiree besonders.

Alltag und wissenschaftliche Arbeit in der Unfallchirurgie

Von Juli 2024 bis Juni 2025 war Désiree in der internistisch-geriatrischen Unfallchirurgie tätig, die sich auf ältere Menschen (Geriatrie) mit Unfällen konzentriert.

Ihr Alltag war vielseitig und fordernd:

  • Tagesstart: Tägliche Teilnahme an der Frühbesprechung (7:40 Uhr), um sich mit dem Team (Ärzt*innen, Pflege, Physiotherapeut*innen) über Patient*innen, OPs und anstehende Aufgaben auszutauschen.
  • Routine und Verantwortung: Zu ihren festen Aufgaben gehörte das Checken der Blutbank (Ablaufdaten, Kühlung, Bestand).
  • Hauptaufgabe Befragungen: Désiree und die anderen Freiwilligen waren eigenständig für Patientenbefragungen zuständig. Sie führten Messungen (z.B. Handkraft zur Osteoporose-Einschätzung) und Befragungen zu spezifischen Zeitpunkten nach der OP durch.
  • Lernen bei der Visite: Bei der täglichen Visite (ca. 2–2,5 Stunden) konnte sie dem Oberarzt assistieren und von ihm lernen – etwa, wie man von OP-Wunden auf die Operation schließt oder wie man mit verwirrten (deliranten) Patient*innen umgeht.
  • Wissenschaftliche Arbeit: Hinzu kamen Registerarbeiten, bei denen Patientendaten für statistische Auswertungen eingepflegt wurden. Sie untersuchte zum Beispiel, ob Blutwerte vor einer OP Rückschlüsse auf das Delir-Risiko zulassen.

Am meisten schätzte Désiree die Eigenständigkeit und das Vertrauen, das ihr entgegengebracht wurde, sowie den direkten Patientenkontakt.

Ein besonderes Erlebnis war für sie die Erkenntnis, dass vorgefertigte Muster nicht immer sinnvoll sind. In einem Fall entschied sie sich – in Absprache mit ihrem Chef – gegen die Durchführung eines Beweglichkeitsfragebogens bei einer beidseitig frisch amputierten, weinenden Patientin. Solche Momente stärkten ihr Gefühl, einen Unterschied zu machen.

Désiree, eine von vielen FWJ'lerinnen.Politisches Engagement und persönliches Fazit

Désirees Engagement ging über ihre Einsatzstelle hinaus: Sie wurde zur BFD-Sprecherin gewählt, eine Aufgabe, die sie bereits durch ihre Erfahrung in der Schülervertretung im letzten Schuljahr kannte.

Als Sprecherin ist ihre Hauptaufgabe die interne Organisation und Koordination. Sie sorgt für regelmäßige Treffen, Termine und Absprachen im Team. Gemeinsam setzte sie sich für die Interessen der Freiwilligen ein, unter anderem:

  • Verbesserung der Außendarstellung (z.B. mit Plakaten und Postkarten).
  • Schaffung von Möglichkeiten, die Freiwilligen zu erreichen (z.B. E-Mail-Verteiler).
  • Weiterführung der Initiative „Freie Fahrt für Freiwillige“.
  • Initiierung von Gesprächen mit Politiker*innen und Veröffentlichung von Präsentationspapieren mit ihren Forderungen.

     

 

Obwohl von außen oft vermittelt wird, dass man durch einen Freiwilligendienst im Vergleich zu Gleichaltrigen, die sofort studieren, "ein Jahr hintendran" sei, ist Désiree überzeugt: Sie ist nicht hintendran, sondern hat andere wertvolle Erfahrungen gesammelt.

Ihr Fazit ist eindeutig: Ein Freiwilligendienst lohnt sich.

  • Für sich selbst: Man lernt Eigenständigkeit, bekommt eine neue Perspektive und erlebt andere Formen der Selbstwirksamkeit.
  • Für die Gesellschaft: Man kann etwas zurückgeben, neue Perspektiven zeigen und eine Bereicherung für bestehende Systeme sein.

Ihr Tipp an ihr früheres Ich: Mut zum Abenteuer! Es ist ein großer Schritt, besonders mit einem Umzug. Aber es gibt ein großes Sicherheitsnetz und eine gute Gemeinschaft.

Désiree studiert jetzt Humanmedizin in Heidelberg.